Was kann die Gesellschaft tun?
Wir Pädophile müssen bereit sein, aufrichtig und ehrlich an uns zu arbeiten, damit wir niemals zur Gefahr für die Kinder in unserer Umgebung werden. Doch was kann die Gesellschaft tun, um uns auf diesem Weg zu unterstützen?
Leicht hat man es mit einer sexuellen Neigung zu Kindern nicht, selbst wenn man niemals straffällig geworden ist. Das öffentliche Bild des Pädophilen ist noch sehr einseitig geprägt und wird bestimmt von schrecklichen Meldungen über entführte und missbrauchte ‒ und oft getötete ‒ Kinder, die uns jeden Tag in der Zeitung und im Fernsehen und anderen Medien begegnen. Die andere Seite wird dagegen kaum wahrgenommen: pädophil empfindende Menschen, die sich niemals an einem Kind vergehen und unter ihrer Neigung schwer leiden. Nicht jeder pädophil empfindende Mensch wird automatisch zum Täter. Im Gegenteil: die Statistiken sprechen dafür, dass die große Mehrheit sich der Problematik ihrer Neigung bewusst ist und sich Zeit ihres Lebens darum bemüht, verantwortungsvoll mit ihrer Sexualität umzugehen und niemals zum Täter zu werden. Dieses Bemühen kostet sie oft sehr viel Kraft. Ein Kreislauf aus Einsamkeit, Verzweiflung und Depression kann die Folge sein.
Eine faire Chance
Viele Leute sind leider nicht bereit, zwischen der reinen Veranlagung und dem tatsächlich begangen Missbrauch zu unterscheiden. In Wirklichkeit besteht hier ein großer Unterschied. Trotzdem gelten pädophil empfindende Menschen als die Verkörperung des Bösen schlechthin: triebgesteuert, eiskalt berechnend und ständig darauf aus, das nächstbeste Kind zu überfallen. Hier möchten wir zu einer Versachlichung der Diskussion beitragen und für eine differenzierte Sichtweise eintreten. Die Sorgen der Menschen um ihre Kinder nehmen wir sehr ernst, aber Hysterie und Panik sind denkbar schlechte Ratgeber.
Es gibt Menschen, die würden am liebsten sofort zur Lynchjustiz greifen, sobald sie nur das Reizwort Pädophilie hören. Schuld daran ist auch die oft sehr einseitige Darstellung in den Medien. Wenn über Pädophilie berichtet wird, dann immer nur im Zusammenhang mit Kindermördern oder Männern, die kleine Mädchen hinters Gebüsch zerren. Aufmerksamkeit bekommen ansonsten allenfalls noch zwielichtige Pädophilen-Gruppen, die sich für eine Legalisierung sexueller Kontakte von Erwachsenen mit Kindern einsetzen (vergl. Was ist Pädosexualismus). Doch über die abstinent lebenden Pädophilen, die tagtäglich versuchen verantwortungsbewusst mit ihrer Ausrichtung umzugehen und oftmals einen großen Leidensdruck haben, erfährt die Öffentlichkeit so gut wie gar nichts. Es ist deshalb kein Wunder, dass die Bevölkerung ein sehr einseitiges Bild vom Phänomen der Pädophilie hat.
Unsere Forderungen lassen sich im Grunde auf eine ganz simple Botschaft komprimieren: Wir erwarten, dass für pädophile Menschen die gleichen Maßstäbe gelten wie für alle anderen auch – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Das heißt auf der einen Seite: Sex mit Kindern ist und bleibt eine Straftat, hier darf es auch für Pädophile keine falsch verstandene Toleranz und kein Nachsehen geben. Pädophil empfindende Menschen lernen, konsequent auf das Ausleben von Sexualität mit Kindern zu verzichten. Nicht aus Angst vor Strafe, sondern als ethischer Anspruch, der sich aus unserer Verantwortlichkeit gegenüber den Kindern ergibt. Hier haben wir als Pädophile eine ganz klare Bringschuld, die wir immer wieder aufs Neue erfüllen müssen.
Keine Diskriminierung
Auf der anderen Seite hat aber auch die Gesellschaft die Verpflichtung, fair und gerecht mit pädophilen Menschen umzugehen. Wir als Menschen ‒ ob pädophil oder nicht ‒ erwarten, dass wir an unserem Verhalten gemessen werden und nicht an unseren Gefühlen, die wir uns nicht ausgesucht haben und für die wir nichts können. Eine wie auch immer geartete Diskriminierung pädophil empfindender Menschen darf es nicht geben, denn sie widerspricht nicht nur rechtsstaatlichen Grundsätzen, sondern auch der Menschenwürde. Zur Diskriminierung zählen wir nicht die strafrechtlichen Bestimmungen zum Schutz der Kinder (z. B. den § 176 StGB), denn diese haben allesamt ihre Berechtigung (siehe auch Warum wir Sex mit Kindern ablehnen). Diskriminierung fängt aber überall dort an, wo pädophil empfindende Menschen allein wegen ihrer sexuellen Identität ausgegrenzt und herabgewürdigt werden; weil sie anders fühlen und empfinden, als die „Norm“ es vorgibt!
Die Diskriminierung fängt bereits mit Worten an: Pädophile Menschen werden mit tickenden Zeitbomben verglichen, mit Kampfhunden oder wilden Tieren. Sie gelten als gefährliche Psychopathen und als charakterlich zurückgeblieben. Wo solch abstruse Vorstellungen herumgeistern, wird auch schnell ein vernichtendes Urteil gefällt. „Ihr gehört alle weggesperrt!“ oder „Euch sollte man zwangskastrieren!“ sind noch zwei harmlosere Beispiele solch unsäglicher Forderungen, wie sie immer wieder zu hören sind. Bis zu einem gewissen Grad sind solche Parolen sogar gesellschaftsfähig; wer sie äußert, dem ist zumindest die Sympathie der Stammtische sicher. Dabei zeugen solche geistigen Ergüsse nicht nur von mangelndem Sachverstand und fehlender Information, sondern was noch viel schlimmer ist: Sie sind ein grober Verstoß gegen die Menschenwürde! Noch viel verbreiteter ist eine andere Form dieser Diskriminierung: Wenn von Kindesmissbrauch die rede ist, wird er gewöhnlich einem „Pädophilen“ in die Schuhe geschoben sodass das Bild entsteht, Pädophilie sei gleich Kindesmissbrauch. Und das ist teils noch viel verheerender. (siehe Was ist Pädophilie und Sind alle Missbrauchstäter pädophil?)
Es ist auch nicht in Ordnung, pädophilen Menschen nur aufgrund dieser Neigung jeden Kontakt mit Kindern zu verbieten, indem man sie z.B. von vornherein aus Sportvereinen oder der Jugendarbeit ausschließt, sobald etwas über ihre Neigung bekannt wird. Grundsätzlich sind wir der Meinung, dass ein Pädophiler im Kontakt mit Kindern all das darf, was andere Erwachsene auch dürfen. Immer vorausgesetzt, eine Kontaktsituation mit einem Kind ist nicht dazu geeignet, ihn sexuell zu erregen oder sogar einen Kontrollverlust zu provozieren. Hier ist die Selbstregulation und die Eigenverantwortung eines jeden Einzelnen von uns gefragt. Als Pädophiler muss ich lernen, eventuelle Gefahrenmomente von vornherein zu erkennen und – wann immer möglich – gar nicht erst zu suchen (das kann insbesondere den Sportverein für den einen oder anderen zum Beispiel ausschließen). Dies sollte ein wichtiges Thema auch in jeder Therapie sein, denn jeder pädophil empfindende Mensch muss ein Gefühl dafür bekommen, wo seine ganz persönlichen Grenzen im Umgang mit Kindern liegen.
Die Gesellschaft wird damit leben müssen, dass es Menschen mit pädophiler Ausrichtung gibt. Auf der anderen Seite hat aber jeder erwachsene Mensch die Pflicht, verantwortungsvoll und gewissenhaft mit seiner Sexualität umzugehen. Das gilt für uns als Pädophile in ganz besonderer Weise: Darin liegt unsere unbedingte Verpflichtung den Kindern gegenüber. Diese Verpflichtung kann die Gesellschaft auch immer wieder von uns einfordern; wenn es sein muss, auch besonders nachdrücklich. Wir als Pädophile hingegen sollten diese Pflicht nicht als Last empfinden, sondern als Ehre. Unter einer Last zerbricht man, an einer Ehre wächst man!