Pädophilie und Partnerschaft
von Marco
Es ist unter Fachleuten nichts Neues, dass viele Pädophile nach außen hin ein ganz „normales“ Familienleben führen. Viele leben in einer Partnerschaft mit einer erwachsenen Frau, sind verheiratet und haben sogar Kinder. Auch mir war diese Erkenntnis nicht neu, wenngleich ich mir eine solche Partnerschaft für mich niemals vorstellen konnte. Als ich die Homepage von „Schicksal und Herausforderung“ betrieb, habe ich das Problem erstmals auch von einer ganz anderen Seite kennen gelernt, denn hin und wieder bekomme ich E-Mails von Frauen, die mit pädophilen Männern in einer Partnerschaft leben oder sogar mit ihnen verheiratet sind. Diese Rückmeldungen ermöglichten mir tief greifende Einblicke in die Probleme dieser Frauen, die mir ihre Ängste, ihre Sorgen und Gewissenskonflikte sehr offen geschildert haben.
Es liegt auf der Hand, dass eine Beziehung zwischen einem pädophilen Mann und einer erwachsenen Partnerin für beide Seiten eine Menge an Belastungen nach sich ziehen kann. Die meisten Frauen erkennen oft erst nach jahrelanger Ehe, dass ihre Männer sich sexuell zu Kindern hingezogen fühlen. Diese Frauen wirken auf mich oft sehr verzweifelt, selbst wenn ihr Partner noch nie straffällig geworden ist. Einige quält der Gedanke, ihr Mann könnte vielleicht doch einmal einem Kind etwas antun könnte und meinen, sie würden sich dann ihr Leben lang mitschuldig fühlen. Andere spüren genau, das sie für ihren Mann nur „zweite Wahl“ sind und dass er im Bett nicht an sie denkt, sondern an kleine Mädchen oder Jungen. Anderseits lieben sie ihre Männer noch immer, wollen zu ihnen halten, ihnen helfen und reiben sich dabei oft in hoffnungsloser Weise auf.
Die Not der Frauen
Für mich ist es oft schwer, diesen Frauen einen konkreten Rat zu geben, denn ich habe selbst keinerlei Erfahrung in Partnerschafts- und Beziehungsfragen. Trotzdem nehme ich es den Frauen nicht übel, dass sie mich um Rat fragen, denn sie haben anscheinend niemanden, mit dem sie über ihre oftmals sehr belastende Situation sprechen könnten. Dabei ist es genau das, was diese Frauen dringend bräuchten: Offen über ihre Probleme reden zu können, ohne Angst haben zu müssen, abgelehnt und verurteilt zu werden. Aber mit wem? Wer im Freundes- oder Bekanntenkreis eingesteht: „Mein Mann ist pädophil!“, dürfte in den wenigsten Fällen auf Hilfe und Verständnis stoßen, sondern höchstens auf Entsetzen, Ablehnung oder bestenfalls auf Sprachlosigkeit und heillos überforderte Zuhörer.
Die pädophilen Männer leiden in der Regel weniger unter so einer Beziehungskonstellation, zumindest reflektieren sie nicht so bewusst darüber. Vermutlich können sie ihre Probleme besser ausblenden und verdrängen, schließlich ist die bürgerliche Ehe für sie nicht selten auch die perfekte Tarnung oder einfach nur der verzweifelte Versuch, sich ein Stückchen „Normalität“ aufzubauen ‒ in der Hoffnung, die Pädophilie würde sich vielleicht wieder geben, wenn sie nur lange genug mit einer erwachsenen Frau zusammen leben. Doch heute weiß man in der Sexualmedizin, dass dies eine vergebliche Hoffnung ist, die sich niemals erfüllen wird. Wer nach Abschluss der Pubertät eine pädophile Ausrichtung ausgebildet hat, bleibt Zeit seines Lebens pädophil und darf nicht darauf hoffen, in der Beziehung zu einem erwachsenen Partner vielleicht doch noch auf den „richtigen Geschmack“ zu kommen. Im Gegenteil: Solche Experimente werfen mehr Probleme auf, als sie lösen.
Oft habe ich das Gefühl, pädophile Männer ahnen gar nicht, wie sehr ihre Frauen in so einer Beziehung leiden und wie sehr sie sich mit ihren Problemen allein gelassen fühlen. Bei den Frauen habe ich dagegen das Gefühl, sie sprechen mit ihren Männern nicht über ihre Ängste, fressen vieles in sich hinein und schweigen lieber ganz beschämt, anstatt die Probleme offen anzusprechen. Manchmal werde ich gefragt, ob es Selbsthilfegruppen für Angehörige von pädophilen Männern gibt, doch solche Gruppen sind mir nicht bekannt. Ich kann den Frauen deshalb nur empfehlen, sich von professioneller Seite beraten zu lasen, z. B. in einer Psychotherapie oder bei einer Eheberatung. Doch Hilfe von außen nehmen nur wenige Frauen in Anspruch ‒ kein Wunder in einer Gesellschaft, in der es noch immer keine offene Auseinandersetzung mit dem Problem der Pädophilie gibt. Es wird totgeschwiegen und verdrängt, wo es nur geht. Diese Mentalität hindert nicht nur die Pädophilen daran, sich die notwendige Hilfe zu holen, sondern auch deren Angehörige. Die gesellschaftliche Tabuisierung der Pädophilie hat viele Opfer. Dazu gehören nicht nur die Pädophilen selbst, sondern auch die Frauen, die mit ihnen in einer Partnerschaft leben und mit niemandem darüber reden können. Nicht zuletzt leiden auch die Kinder der Pädophilen darunter, wenn es in der Ehe der Eltern kriselt, ohne dass dabei mit Hilfe von außen zu rechnen ist. Ich bin sicher, was mir per E-Mail alles an persönlichen Schicksalen bekannt wurde, ist nur die Spitze des Eisberges.
Es gibt auch geschiedene Frauen mit Kindern aus erster Ehe, die irgendwann erkennen müssen, dass ihr neuer Lebensgefährte pädophil ist. Die Gewissensnot dieser Frauen ist kaum vorstellbar: Sie fragen sich zu Recht, ob sie so einem Mann ihre Kinder anvertrauen dürfen. Auf der anderen Seite lieben sie ihren Partner, wollen ihm eine faire Chance geben und glauben seinen Beteuerungen, er hätte sich stets unter Kontrolle. Manchmal werde ich von den Frauen gebeten, ich solle doch bitte beurteilen, ob sie ihrem pädophilen Lebensgefährten vertrauen können oder nicht. Ohne den Partner zu kennen, kann ich zu dieser Frage jedoch keine seriöse Einschätzung geben, was ich den Frauen auch ganz deutlich sagen muss. Letztendlich müssen sie selbst entscheiden, wem sie ihre Kinder anvertrauen und wem nicht; niemand kann ihnen diese enorme Verantwortung abnehmen. Im Zweifel rate ich aber eher zur Trennung, so hart es auch ist. So ein Rat fällt mir niemals leicht, aber eine Beziehung, die auf Angst aufgebaut ist, kann keine Zukunft haben.
Ein fragwürdiges Ideal
Ich mache den Pädophilen keinen Vorwurf, wenn sie dem bürgerlichen Normalitätsideal hinterher laufen, denn genau das ist schließlich, was die Gesellschaft ständig von ihnen erwartet: Endlich normal zu werden, nicht mehr an kleine Kinder denken, sondern einfach mal auf erwachsene Frauen zugehen, dann würde man schon irgendwann Gefallen daran finden. Eine sicher gut gemeinte, aber sehr naive Sichtweise, wie die Sexualwissenschaft heute weiß. Doch leider gibt es auch heute noch genügend Therapeuten, die diese Denkweise immer noch vertreten und pädophilen Männern raten, eine möglichst „normale“ Beziehung mit einem erwachsenen Partner zu führen, um darin einen Ersatz für die Unerfüllbarkeit der pädophilen Wünsche zu haben. Ich war da schon immer sehr skeptisch; denn ich halte es für zutiefst unehrlich, sich zu verbiegen und dem Partner Gefühle vorzuspielen, die in Wirklichkeit gar nicht da sind, nur um damit der vermeintlichen Norm zu entsprechen. Die oftmals tief verzweifelten Rückmeldungen von Frauen, die mit einem pädophilen Mann in einer solchen Beziehung leben, bestätigen mich in meiner Skepsis. Ich will nicht ausschließen, dass es auch Ausnahmen geben kann, in denen so eine Beziehung funktioniert. Eine Partnerschaft zwischen einem pädophilen Mann und einer erwachsenen Partnerin kann aber nur dann gut gehen, wenn bestimmte Grundvoraussetzungen erfüllt sind:
● Das Wichtigste ist ein offener Umgang mit der Pädophilie. Sie darf nicht aus falscher Scham verheimlicht werden, sondern muss möglichst frühzeitig thematisiert werden, so dass beide Partner die Möglichkeit haben, ihre Ängste und Sorgen anzusprechen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
● Als Pädophiler muss ich (trotz all meiner Gefühle für Kinder) ein aufrichtiges menschliches und auch sexuelles Interesse an meiner Partnerin bzw. meinem Partner haben. Ich muss den tiefen Wunsch haben, mit ihr / mit ihm mein Leben zu teilen. Der erwachsene Partner darf nicht einfach nur die „zweite Wahl“ sein, um meine Pädophilie zu kaschieren oder zu verdrängen.
● Mein Partner bzw. meine Partnerin muss mich mit meiner Pädophilie vorbehaltlos annehmen und bedingungslos zu mir stehen.
Diese Voraussetzungen findet man in dieser Kombination höchst selten, denn sie basieren auf hohen Ansprüchen, die beiden Partnern sehr viel abverlangen. Ich kenne nur ganz wenige Fälle, in denen Ehefrauen ihren pädophilen Mann bedingungslos lieben und anscheinend auch stark genug sind, um damit umzugehen. Sehr viel häufiger kommt es dagegen vor, dass solche Beziehungen auf faulen Kompromissen aufgebaut sind, die auf Dauer nicht funktionieren. Es mag eine Zeit lang gut gehen, aber irgendwann bricht die Lebenslüge zusammen, die man sich als Pädophiler aufgebaut hat. Am Ende stehen beide Partner vor einem Berg an Problemen, den sie allein gar nicht bewältigen können. Zumindest den ausschließlich pädophilen Männern würde ich deshalb raten, ehrlich zu sich selbst zu sein und eine auf fragwürdigen Kompromissen beruhende Partnerschaft gar nicht erst zu suchen. Stattdessen wäre es angebracht, sich zu überlegen, wie man auch ohne Partnerschaft ein glückliches Leben führen kann. Dies ist ein langer und oft sehr schmerzlicher Prozess, bei dem man sich vielen wichtigen Fragen stellen muss:
– Wie kann ich als Pädophiler eine Lebensplanung finden, die zu mir und meiner Persönlichkeit passt?
– Wie finde ich Lebensglück und Erfüllung auch ohne Partnerschaft, ohne Sexualität?
– Wie lebt es sich mit der schmerzlichen Erkenntnis, wahrscheinlich niemals eine eigene Familie, niemals Kinder haben zu werden?
– Wo liegt überhaupt noch der Trost in einem Leben, in dem man auf so vieles verzichten muss, was für andere Menschen zum existenziellen Lebensglück dazugehört?
Dies alles sind Fragen, die so hart und schmerzlich sein können, dass man gar nicht erst nach den Antworten sucht. Da ist es für viele einfacher, sich zumindest nach außen hin eine bürgerliche Identität aufzubauen ‒ in der Hoffnung, dass es nicht vielleicht doch irgendwann klappt mit dem kleinen Stückchen Normalität. Bevor man sich und seine Partnerin nur unglücklich macht, sollte man aber lieber von Anfang an den geradlinigen Weg gehen, auch wenn er zunächst der schwierigere von beiden zu sein scheint.
Ganz abgesehen von der Frage einer langfristigen Lebenspartnerschaft fragen sich viele Pädophile, ob sie überhaupt in irgendeiner Form sexuelle Erfahrungen mit anderen Erwachsenen haben können oder sogar haben sollten. Macht es Sinn, zumindest „versuchsweise“ auch mal mit einem Erwachsenen ins Bett gehen? Ist es nicht besser, wenigstens einmal im Leben eine sexuelle Erfahrung gemacht zu haben, als gar keine Ahnung davon zu haben, wie sich Sex überhaupt anfühlt? Auf diese Fragen muss jeder für sich selbst eine Antwort finden. Mein Eindruck ist: Viele Pädophile ‒ wenn nicht sogar die meisten ‒ hatten in ihrem Leben irgendwann eine sexuelle Erfahrung mit einem erwachsenen Partner. Einige auch nur deshalb, um einfach mal auszuprobieren, wie das ist ‒ schließlich ist Sexualität auch ein wichtiges Stück Lebenserfahrung. Dagegen ist nichts einzuwenden, solange für beide Seiten klar ist, dass es sich um ein unverbindliches Abenteuer handelt, ohne dass irgendwelche längerfristigen Erwartungen daran geknüpft werden. Nicht in Ordnung ist es dagegen, wenn beim Partner Hoffnungen geweckt werden, von denen man (zumindest innerlich) genau weiß, dass man sie nicht erfüllen kann. Eine langfristige Lebenspartnerschaft ist meines Erachtens zum Scheitern verurteilt, zumindest bei den Kernpädophilen, die für andere Erwachsene keine tieferen sexuellen Ambitionen aufbringen können.
Worin aber liegt dann die Hoffnung, wenn ich mein Leben lang auf eine sexuelle Partnerschaft verzichten muss? Der Trost liegt in den freundschaftlichen und platonischen Kontakten, die mit Sexualität nichts zu tun haben, und die mir als Pädophilem genauso offen stehen wie jedem anderen Erwachsenen auch. Auch wenn ich mit Leuten meines Alters nicht sexuell interagieren kann, so kann ich zumindest auf freundschaftlicher Ebene einen Kontakt aufbauen, der schön und bereichernd sein kann, auch wenn er nichts mit Sexualität zu tun hat. Solche freundschaftlichen Kontakte können mir auch helfen, dass ich die Einsamkeit, die durch den Verzicht auf eine Lebenspartnerschaft entsteht, gar nicht mehr als so belastend empfinde. Es gibt unzählige Möglichkeiten, mit anderen Menschen in Beziehung zu treten. Die Sexualität ist eine davon, aber längst nicht die einzig mögliche. Das sollte man sich gerade als Pädophiler immer wieder vor Augen halten, auch wenn es nicht einfach ist, in unserer so sexbetonten Gesellschaft einen bewusst anderen Weg einzuschlagen.