Montag, 22.10.2018

Jintos Story

 

Hallo, ich bin Jinto, um die 40 Jahre alt, Fernfahrer und wohne in Belgien.

Ich weiß seit ich etwa 16 bin, dass ich auf kleine Jungs stehe, so ab 10 Jahren. Angefangen hat es damit, dass ich, als ich mal wieder mit meinem Vater „Auf Achse“ war, einem ca. 12 Jahre alten Jungen begegnete. Ich fuhr seit ich 8 war jede Schulferien mit meinem Vater im LKW in aller Herren Länder.

Dieses Mal waren wir in Kopenhagen und es war schon Freitag. Es stellte sich heraus, dass wir erst am Montagmorgen eine Rückladung erhielten. Zusammen mit einem anderen Fernfahrer, der seinen Sohn mit dabei hatte, wollten mein Vater und ich mal durch Kopenhagen streunen. Zuerst sollte geduscht werden, es gab aber nur 3 Duschen. Die 2 Papas gingen in je eine Dusche und ich sollte mit Kevin, so hieß der Junge, zusammen duschen. Uns war das eigentlich egal und so passierte es auch. Ich konnte aber meine Augen nicht von Kevin lassen und dann fragte er auch noch, ob ich ihm den Rücken einseifen könnte. Es wurde aber sein ganzer Körper, auch „da“, und er ließ es sich gefallen... Ab dem Moment war es um mich geschehen.

Trotzdem ist jahrelang nichts mehr passiert mit anderen Jungs. Ich hatte auch keine Gelegenheit dazu. Ich ging zum Bund, tat meine Dienstpflicht und lernte sogar ein tolles Mädchen kennen. Nach 2 Jahren heirateten wir. Inzwischen war ich vom Beruf her ebenfalls Fernfahrer und kam nur an den Wochenenden nach Hause. Trotzdem hatten wir eine glückliche Ehe, auch im Bett. Ich sah auch weiterhin gerne Jungs, es passierte jedoch nichts, da ich glücklich war mit meiner Frau.

Nach 9 Jahren geschah es dann, dass meine Frau jemanden anderes kennen lernte. Sie reichte die Scheidung ein und wir gingen in Freundschaft auseinander.

Da jedoch fiel ich in ein tiefes schwarzes Loch. Ein Kollege, den ich noch aus meiner Schulzeit kannte, lud mich zu seiner Familie ein. Ich kannte die Familie, die Kids. Ich hatte einen besonderen Draht zu einem der 4 Kinder. Er hieß Jasper und war das schwarze Schaf in der Familie, bekam öfter Schläge und war eh immer an allem Schuld.

Ich setzte mich ein für den Jungen und beschützte ihn. Den Eltern war das Recht, dann nervte der Junge wenigstens die Ellies nicht. Über 2 Jahre hinweg war er immer bei mir. Wir unternahmen alles zusammen, er war wie ein Sohn für mich. Ich ging mit ihm zum Schwimmen, Sport, Kartfahren, ins Kino, zum Imbiss, sogar zum Arzt begleitete ich ihn. Er bekam Zahnschmerzen und er wollte nicht zum Zahnarzt. Nur das Versprechen, dass ich neben ihm sitze und ich seine Hand halten würde, hatte ihn letztlich überzeugt.

Noch war nichts geschehen. Nichts Sexuelles. Ja, er duschte bei mir und ab und zu duschten wir zusammen. Und ich ging öfter mit ihm zur Sauna. Da hätte ich schon wissen müssen, dass das die verkehrte Richtung ist. Irgendwann schlief er mal wieder bei mir zu Hause. Er schlief im Gästezimmer, wie immer. Diese Nacht jedoch hatte er einen Alptraum und machte mich wach. Er wollte gerne zu mir ins Bett kommen. Inzwischen war er 12. Er kuschelte sich an mich und wir schliefen ein. Morgens nahm er meine Hand und so geschah es... Ich habe ihn nie penetriert, oder was Orales gemacht. Er wollte „nur“ befriedigt werden. (So sah ich das damals). Aber das war schon schlimm genug.

Nicht einmal, nicht zweimal, immer öfter tat ich es. Immer wieder kam er zu mir gekrochen und fragte ob ich... Ich Idiot habe leider nicht Nein gesagt. Er war ein sehr schöner Junge und ich war so was von verknallt in ihn.

Ich gab ihm Liebe, Geborgenheit, ein offenes Ohr, einfach alles. Ich war immer für ihn da. Und was konnte er geben? Nichts. Ich hatte ihm irgendwann mal gesagt, dass ich gerne Jungs sehe. Da er nicht wusste, wie er sich für alles bedanken sollte, hat er mir seinen Körper gegeben. Hätte ich doch nur damals gewusst was ich da anrichte...

Als er fast 14 war passierte nichts Sexuelles mehr zwischen uns. Ich fragte nicht und er bot sich auch nicht mehr an. Seine Eltern wussten übrigens die ganze Zeit über, was zwischen uns ablief. Sie sagten nur, dass ich nie etwas tun sollte was er nicht wollte. Als Jasper 14 wurde zeigten sie mich nach einem dummen Krach über Geld an. Sie schuldeten mir noch ein paar tausend Euro und hatten sich entschlossen mich „los zu werden“. Polizei, Hausdurchsuchung usw. Ich gab sofort alles zu, um Jasper zu schützen. Dadurch wurde ich auch nicht verhaftet.

Jasper wollte von all dem nichts wissen und wollte auch nicht aussagen. Ich hatte ihm gesagt dass er alles sagen dürfte, aber er blieb stur. Erst als die Polizei und Eltern mächtig Druck machten, hat er es gesagt. Die Polizei sagte mir später, dass Jasper gesagt hätte, dass er auf keinen Fall wollte, dass ich bestraft werde. Später habe ich ihm noch sagen können, dass alles meine Schuld gewesen war und er sich bestimmt keine Schuld geben müsse. Er war nicht schuld an meinen Fehlern, ich war es.

Unmittelbar nach der Anzeige suchte ich Hilfe. Nur wo ? Ich ging zu meinem Hausarzt und dem erzählte ich alles. Er war sehr verständnisvoll und hat mich mit einer offiziellen Instanz mit mehreren Psychologen und einem Psychiater in Kontakt gebracht.
Ich lernte viel und vor allem, wie verkehrt es war, die Dinge getan zu haben die ich mit Jasper tat. Ich habe gelernt, es aus seiner Sicht zu sehen. Er wollte überhaupt keinen Sex. Aber er hatte doch danach gefragt? Natürlich hatte er. Aus meiner damaligen Sicht jedenfalls.

Ich hatte genug von mir selber und fing an, mich zu hassen. Ich rutschte erneut immer tiefer in ein schwarzes Loch und wurde depressiv. Ich unternahm einen Selbstmordversuch der mit viel Blut und im Krankenhaus endete. In diesem Krankenhaus kam ich in Kontakt mit einem Kinderpsychiater. Ein Arzt war auch bei einem der Gespräche anwesend und ich fragte ihn, ob er mich nicht operieren kann. Ich wollte nicht mehr dieses Monster sein. „Schneiden sie mir die Dinger ab!“, hab ich noch gesagt.

Der Arzt und der Psychiater kamen aber mit einer anderen Lösung: eine Spritze, Salvacyl. Sie würde mich chemisch kastrieren und meine Gefühle würden um vieles schwächer werden. Ich sollte aber noch mal drüber nachdenken und die Woche danach noch mal zu diesem Kinderpsychologen kommen. Es war ein Mittwochnachmittag. Ich werde diesen Tag NIE vergessen. Der Wartesaal war gerappelt voll... mit Kindern!!!

Aber keine fröhlichen und spielenden Kinder. Sie sahen sehr deprimiert aus. Eine geschlagene Stunde ließ mich der Kinderpsychiater da sitzen ehe er mich reinholte. Dann fragte er mich, wie es mir die vergangene Stunde gegangen wäre. Oh Mann, ich hab mich noch nie so schlecht gefühlt. Dann sagte er mir, dass das auch der Sinn der Sache gewesen sei, denn jedes einzelne Kind dort im Wartesaal war auf irgendeine Weise missbraucht worden.

Da war ich nur noch umso mehr überzeugt davon, mir dieses Mittel spritzen zu lassen. Bis auf die Hitzewallungen die ich kriege, fühlte ich mich mit der Auswirkung der Spritze super gut. Mein Interesse an Jungs nahm schlagartig ab. Ich sehe sie immer noch gerne, aber ich starre sie nicht mehr an, ich stell sie mir nicht mehr ohne Kleider vor. Diese ganzen schlechten Gedanken sind weg. Endlich weg.

All das ist in den Jahren 2006-2007 geschehen. Nach vielen Gerichtsverhandlungen und Berufungen wurde ich 2011 zu drei Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt. Im Juni 2011 begann meine Haft. Im Knast – ja, jeder weiß wie Leute wie ich da behandelt werden. Zu Recht werdet ihr sagen. Ich habe das auch oft gedacht: Dies ist meine Strafe. Jeden Moment zusammengeschlagen zu werden und buchstäblich immer um die Ecke gucken. Aber ja.

Nach zwei Monaten erhielt ich eine Anfrage ob ich nicht an einem Top-Secret-Pädo-Kurs teilnehmen wolle, zusammen mit noch 5 anderen Häftlingen. Ich war sehr skeptisch und hatte vor allem Angst. Aber meine Psychologin wusste mich zu überzeugen. Ich erzählte meine Story, die anderen Häftlinge ihre. Die eine war schlimmer als die andere. Jeder von uns wurde einzeln behandelt. Irgendwann während dieses Kurses wurde es mir zuviel, ich kriegte eine Depression, da ich mich von Schuldgefühlen übermannt sah. Wieder ein Selbstmordversuch. Wieder fehlgeschlagen... Ich weiß, was ich Jasper angetan habe, und ich werde es nie mehr wieder machen. NIE MEHR. Ich bringe mich noch lieber um.

Ich kann mich nicht genug bedanken bei den Leuten, die alles organisiert haben. Mit diesem Kurs, zusammen mit den vorausgegangenen, änderte sich mein Leben. Ich sah endgültig ein, was meine Fehler waren und vor allem wieso ich sie machte. Pädophilie ist nicht heilbar. Aber man kann lernen, damit umzugehen und sich zu beherrschen. Ich kann jetzt zu mir selber sagen „Nein“, das darf ich nicht tun, das ist falsch. Und ich kann mittlerweile mit mir selbst leben, was ja auch wichtig ist.

Wieso nur habe ich mir nicht eher Hilfe gesucht? Diese Frage stelle ich mir immer wieder. Aber ich wusste nicht wohin. Man geht ja nicht mal eben zum Arzt und sagt: „Hallo Herr Doktor, ich bin ein Pädo, helfen sie mir!“ – Oder ist es doch so „einfach“?
Mittlerweile gibt es gute Anlaufstellen, offizielle Instanzen, die vom Staat aus finanziert werden und mir sehr gut geholfen haben und weiterhin helfen. Hätte ich eher gewusst, wo und wie ich die richtige Hilfe finde, dann wäre dies alles wahrscheinlich nie passiert.

Ich wohne in Belgien aber hier ist es wahrscheinlich genau wie in Deutschland. Es gibt keine oder zu wenige Infokampagnen. Und das führt dazu, dass einem oft erst dann geholfen wird, wenn es zu spät ist.
Eine Anlaufstelle hier in Belgien ist diese: www.vggz.be Diese Instanz hat verschiedene Abteilungen über ganz Belgien verteilt. Diese Fachleute dort sind sehr vertraut mit Leuten wie uns. Jeder kann ihre Hilfe beantragen, sie ist kostenlos. Auch Nichttäter dürfen sich da melden!

Inzwischen, nach fast 7 Monaten, bin ich wieder aus der Haft entlassen worden. Okay, nicht ganz entlassen, ich habe eine Fußfessel an. Das heißt, ich kann mich nur innerhalb meines Hauses bewegen und zwar von der Vorder- bis zur Hintertür. Und keinen Meter weiter.
Es ist mir erlaubt arbeiten zu gehen, doch diese Stunden muss ich anhand von Papieren nachweisen. Auch der Weg zur Arbeit und zurück ist eingeplant. Aber alles ist besser als der Knast. So kann ich auch beweisen, dass ich es besser kann.

Die Fußfessel muss ich noch bis Mitte Juni tragen. Dann entscheidet „Brüssel“ ob sie abgenommen wird oder nicht. In Belgien ist es so, dass „Ersttäter“ nach einem Drittel der Strafe freikommen – falls sie sich an die Regeln halten natürlich. Wiederholungstäter müssen zwei Drittel absitzen und Serientäter die volle Haftzeit.

Ich kann bis Heute Jasper einfach nicht vergessen. Er ist inzwischen 19 und ich mache mir große Sorgen um ihn. Durch Freunde und Freunde seiner Freunde weiß ich inzwischen, dass er einen Schulabschluß gemacht hat zum Meister und als Friseur arbeitet. Sogar als ein ziemlich guter. (In Belgien kann man schon mit 18 einen Meister machen) Wenigstens das beruhigt mich. Es geht ihm – einigermaßen – gut. Trotzdem habe ich auch erfahren, dass er sich mit 16 umbringen wollte. Kam das durch meine Schuld? Ich weiß es nicht und werde es nie wissen. Das frisst mich innerlich auf.

Ich habe mich offiziell bei ihm entschuldigt. Ich schrieb ihm einen Brief, in dem ich Jasper erklärte, wieso ich das alles getan habe. Eigentlich wollte ich ihn um Vergebung bitten. Aber das ist unmöglich, da meine Taten unvergeblich sind. Ich hoffe nur, von ganzem Herzen, dass er später keine weiteren Probleme mehr hat und er eine tolle Freundin/Freund kennen lernt. Das wäre mein größter Wunsch.

Derzeit lebe ich bei meiner Mutter. Zu ihr habe ich wieder ein gutes Verhältnis.
Für meine Zukunft wünsche ich mir, in absehbarer Zeit umzuziehen.
Eine neue Umgebung, neue Wohnung, neue Arbeitsstelle, vielleicht ja doch noch mal eine Partnerin... .
Ein neues Leben, ohne Jungs allerdings, leider.

 

UPDATE:

Inzwischen wohne ich seit August wieder alleine in meinem Haus. Habe einen festen Job und bin auch seit Ende Juli die Fußfessel wieder los. Trotzdem muss ich mich noch alle 6 Wochen bei meiner Justizassistentin und meiner Psychologin melden. Dies noch bis Juni 2014. Die Medikamente nehme ich immer noch, aber in einer kleineren Dosierung bis ich sie ganz absetzen kann. Alles geht gut, ich komme gut zurecht damit.

Keine Jungs mehr, leider nicht. Ich kann mich zwar bezwingen aber ich habe den „Stempel“ und kann es mir nicht leisten mit einem Jungen gesehen zu werden. Ab und zu sehe ich noch mein Patenkind. Er ist 10 und immer super glücklich wenn er mich sieht. Leider sehe ich ihn nur ganz selten weil er 800 km entfernt wohnt. Mit ihm passiert nichts und wird auch nie was passieren. Es tut aber gut, wenigstens einem Jungen mal hin und wieder einen Knuddel zu geben.

Jinto

aktualisiert: 13.06.2016