Montag, 22.10.2018

Fragen & Antworten
#8 - Marcos Fragen an das Projekt Dunkelfeld

 

Marco fragte am Samstag, den 15.02.2014:

Hallo Max,

was du sagst, ist alles richtig und nachvollziehbar. Ich werde trotzdem den Eindruck nicht los, dass die ganze Berichterstattung zum PPD von der Pressestelle des Projekts arg „gelenkt“ wird, wenn ich das mal so formulieren darf. Da ich selbst nie beim PDD in Behandlung war, steht es mir eigentlich nicht zu, daran Kritik zu üben. Es gab aber schon immer einige Punkte in der Selbstdarstellung des Projekts, die ich kritisch gesehen habe und die mit ein Grund waren, dass ich dort nie in Behandlung war. Ich will diese Punkte hier mal ganz offen zur Diskussion stellen.

Es fällt mit z. B. auf, dass beim PPD immer von „manualisierten Therapien“ die Rede ist. Allein das sehe ich schon kritisch, denn Pädophile sind (wie alle Menschen) höchst individuell und verdienen es auch, individuell betrachtet und behandelt zu werden. Ich möchte nicht in ein stures Manual gepresst werden, wo ich nach „Schema F“ behandelt werde. Therapie ist für mich immer etwas individuelles, das auf die jeweilige Situation eines Menschen zugeschnitten ist. Das sehe ich bei diesem Projekt nicht immer gegeben.

Ich glaube auch, dass die angesetzte Therapiedauer von einem Jahr zu kurz ist. Bevor ich mit meiner Pädophilie halbwegs im Reinen war, hat es etwa sieben bis acht Jahre gedauert. Die Aufarbeitung einer pädophilen Ausrichtung ist ein sehr langwieriger Prozess, dafür muss man den Menschen Zeit geben. Ein Jahr ist definitiv zu kurz, dabei können für mein Dafürhalten nur oberflächliche Ergebnisse herauskommen.

Darüber hinaus habe ich den Eindruck, dass man sich in diesem Projekt mitunter stark in die persönliche Lebensgestaltung der Teilnehmer einmischt. Die Teilnehmer sollen dazu angehalten werden, den Kontakt zu Kindern auf ein Minimum zu reduzieren, nicht mehr in der Jugendarbeit tätig zu sein und erst Recht nicht beruflich mit Kindern zu arbeiten. Dass solche Prämissen im Einzelfall sinnvoll oder sogar zwingend notwendig sind, bestreite ich nicht. Als jemand, der nie straffällig wurde und nie einem Kind etwas getan hat, würde ich mir aber nicht vorschreiben lassen, wann ich wo und wie oft mit Kindern zu tun habe. Das wäre für mich keine Therapie mehr, sondern Bevormundung. Manchmal wirkt es so, als wenn diese Bevormundung zum Programm gehört; als wenn es den Projektteilnehmern nicht zutraut wird, sich ihre Grenzen selbst in verantwortungsvoller Weise zu setzen, so wie es bei erwachsenen Menschen eigentlich sein sollte.

Des Weiteren frage ich mich, ob es mit einer reinen Verhaltenstherapie wirklich getan ist, oder ob man sich nicht noch viel mehr mit den Ursachen einer pädophilen Entwicklung auseinander setzen sollte. Nach meiner persönlichen Überzeugung ist Pädophilie ganz eng mit der Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen verknüpft. Hier habe ich etwas ganz Erstaunliches für mich bemerkt: Je mehr ich mich in meiner Persönlichkeit weiterentwickelt habe, desto mehr trat die Pädophilie in den Hintergrund. Das ging so weit, dass sogar eine Veränderung eintrat, die ich niemals für möglich gehalten hatte: Irgendwann tat sich in mir der vorsichtige Wunsch auf, vielleicht auch mal sexuelle Erfahrungen mit einer erwachsenen Frau zu sammeln. Dieser Wunsch hat mich sehr erschreckt, weil ich so etwas von mir gar nicht kannte. Mittlerweile bin ich kurz davor, meinen Zugang zur Erwachsenensexualität für mich zu finden.

Meine Pädophile ist nicht weg und sie wird sicher auch nicht vollständig verschwinden, denn den Anspruch einer vollständigen Heilung halte ich nach wie vor für utopisch. Trotzdem trat meine Pädophilie innerhalb weniger Jahre derart in den Hintergrund, dass ich mich inzwischen nicht mehr als kernpädophil bezeichnen möchte. Ich habe auch nicht mehr das Bedürfnis, mich über meine Pädophilie zu definieren, so wie ich das getan habe, als ich diese Website betrieben habe. Das ist auch der Hauptgrund, weshalb ich diese Website im Jahr 2011 nicht mehr weiterführen konnte: Diese innere Veränderung in meiner Sexualität war so tief gehend und so überwältigend, dass ich erst einmal damit fertig werden musste. Die alte Identität des Kernpädophilen gab es nicht mehr. Meine eigene Website mit allem, was mir über die Jahre lieb und teuer geworden war, wurde mir plötzlich fremd. Das ist zwar eine sehr positive Veränderung, aber auch mit positiven Veränderungen muss man erst einmal fertig werden, denn es war eine sehr tief gehende Veränderung für mich.

Die größte Veränderung trat ein, nachdem ich vor mittlerweile sieben Jahren bei meiner Mutter auszog und mein eigenes Leben begann. Der äußeren Loslösung von meiner Mutter folgte eine innere Ablösung, die schon längst überfällig war. Ich merkte, wie die Emanzipation von meiner Mutter auch mein Frauenbild veränderte, das durch den übermächtigen „Schatten“ meiner Mutter jahrelang überdeckt wurde. Je mehr ich mich innerlich von meiner Mutter befreite, desto mehr konnte ich Frauen erstmals als Menschen wahrnehmen ‒ und zwar als Menschen, die auch liebenswert sein können ‒ und nicht nur ein gedankliches Abbild meiner Mutter, dem ich immer höchst ambivalent gegenüber stand. Ich möchte meiner Mutter damit keinen Vorwurf machen, auch wenn sich meine Worte sehr hart anhören. Ich möchte damit nur zum Ausdruck bringen, dass ich über ganz viele Jahre hinweg einen tief sitzenden Mutterkonflikt mit mir herumtrug, den ich jahrelang ausgeblendet und verdrängt hatte. Nachdem mir dieser Mutterkonflikt bewusst wurde, veränderte sich meine gesamte Sexualität.

Das ist der Grund, weshalb ich den aktuellen Thesen von den hirnorganischen Ursachen pädophiler Neigungen (wie sie anscheinend auch vom PPD vertreten werden) skeptisch gegenüber stehe. Ich glaube eher, dass die Pädophilie so etwas wie ein Schutzwall ist, hinter dem sich ein angeschlagenes, zutiefst verunsichertes und verletzliches Ego verbirgt, das sich selbst nicht ertragen, sich selbst nicht aushalten kann. Als ich das für mich erkannt habe, ging es mir psychisch so schlecht wie lange nicht mehr, denn mein ganzes Selbstbild (das durch die Pädophilie notdürftig zusammengekittet wurde) zerbrach und ich stand gewissermaßen vor dem Trümmerhaufen meiner selbst, musste mich und mein eigenes Selbstbild komplett neu aufbauen. Mein pädophiles Selbstbild (das ich immer als etwas ich-syntones erlebt habe) löste sich auf, stattdessen wurde Platz für etwas Neues in meinem Leben; nämlich für den Wunsch, die inneren Reifungs- und Entwicklungsprozesse nachzuholen, die durch die Pädophilie blockiert worden sind.

Das war ein Entwicklungsschritt, der so gewaltig war, dass er mich zunächst in eine regelrechte Lebenskrise gestürzt hat. Ich konnte diese Seite nicht mehr weiter betreiben, denn ich hatte mich in meiner Entwicklung gewissermaßen selbst überholt. Es war zwar eine sehr positive Entwicklung, die sich da vor etwa zwei Jahren angebahnt hat, aber auch positive Entwicklungen können mit einer solchen Kraft auf dich einwirken, dass sie dich erstmal vollkommen umhauen und überfordern. In mancherlei Hinsicht geht es mir heute schlechter als früher, teilweise bin ich unsicherer und verletzlicher als zu Zeiten, in denen die pädophile Identität alles zusammen gehalten hat. Ich hoffe aber, dass dies nur ein notwendiges Durchgangsstadium ist auf dem Weg zu einer neuen Identität, die auf lange Sicht stabiler ist und mich glücklicher macht.

Vor diesem Hintergrund frage ich mich ernsthaft, ob die oft gehörte Aussage „Die sexuelle Präferenz eines Menschen ist nach Abschluss der Pubertät nicht mehr grundsätzlich veränderbar!“ (Gerade wieder von Prof. Beier in einem Artikel für den FOCUS gelesen.) in dieser Verabsolutierung wirklich stimmt - oder ob man pädophilen Menschen damit nicht auch eine wichtige Chance zur Weiterentwicklung abspricht. Natürlich darf man eine sexuelle Präferenz niemandem zum Vorwurf machen und natürlich sucht man sich auch eine pädophile Ausrichtung niemals bewusst aus. Insoweit stimme ich mit Prof. Beier absolut überein. Trotzdem habe ich für mich ganz persönlich die Erfahrung gemacht, dass man sich als Mensch weiterentwickeln kann ‒ und dass diese Weiterentwicklungen auch Auswirkungen auf die sexuelle Präferenz haben können. Vielleicht nicht bei jedem, aber völlig ausgeschlossen ist es nicht. Der Grad zwischen Wissenschaft und Dogma kann manchmal sehr schmal sein. ;-)

Mit einer reinen Verhaltenstherapie (und bloßen Ge- und Verboten a'la „Ampelmodell“) hätte ich diese gewaltigen Entwicklungsschritte jedenfalls nicht erreicht, dazu waren viel tiefere und umfassendere Schritte notwendig, die das Projekt Dunkelfeld in seiner derzeitigen Konstellation nicht bieten kann. Das Einüben einer bloßen Verhaltenskontrolle (ohne tiefere Arbeit an der Persönlichkeit) erscheint mir viel zu kurz gegriffen und zu einseitig. Das ist eine grundsätzliche Hinterfragung des Projekts, die man in der öffentlichen Berichterstattung so gut wie nie findet. Natürlich hat das PPD seine Berechtigung, die ich nicht in Frage stellen möchte, denn für Pädophilie, die ihre Sexualität nicht kontrollieren können, ist es eine immens wichtige Hilfe. Trotzdem waren und sind die Thesen eines Prof. Beier für mich nicht das Maß aller Dinge. Die Art und Weise, wie er sein Projekt und seine Therapien aufbaut, kann und muss man hinterfragen dürfen, denn nur dadurch kann sich so ein Projekt auch weiterentwickeln.

In diesem Sinne
Euer
(Ex-) Marco

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Jens Wagner (Pressestelle des Präventionsnetzwerks "Kein Täter werden"):
Lieber Marco, liebe Besucher der Website „Schicksal & Herausforderung“,

da hier immer wieder Fragen und Kritik am „Präventionsprojekt Dunkelfeld“ („Kein Täter werden“) und dem Netzwerk gepostet werden, möchte ich mich einmal kurz zu Wort melden.

Ich bin für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für das gesamte Präventionsnetzwerk und dessen momentan acht Standorte verantwortlich. In dieser Funktion beantworte ich gerne im Rahmen meiner zeitlichen Kapazitäten Fragen zum Projekt und Netzwerk. Aufgrund des hohen Zeitaufwands kann ich das aber (fast) ausschließlich, wenn mir/uns diese Fragen direkt und möglichst zusammengefasst gestellt werden. Nicht möglich ist es, regelmäßig auf der Website „Schicksal & Herausforderung“ sowie in anderen Foren zu antworten.

Bezüglich Marcos aktuellen und konkreten Anmerkungen möchte ich das aber doch in Kürze tun:
Die „Pressestelle des Netzwerks“ bin ich. Dabei lenke ich die Medienberichterstattung nicht, ich koordiniere und beantworte Presseanfragen, die bei mir eintreffen. Einfluss auf eine Berichterstattung kann und will von uns niemand nehmen. Das lässt seriöser Journalismus auch gar nicht zu.

Zum Manual: Auch wenn es ein Manual gibt, stehen in der Therapie natürlich der Teilnehmer und dessen individuelle Entwicklung im Fokus. Das Manual ist also flexibel handhabbar.
Und zur so genannten Veränderbarkeit:  Eine „Heilung“ oder Auflösung der sexuellen Präferenz  wird nicht in Aussicht gestellt. Beim von Marco wiedergegebenen Zitat von Herrn Beier fehlt ein wichtiger Punkt. So müsste es heißen:
„Dabei handelt es sich um eine sexuelle Präferenz, die sich meist im Jugendalter der Betroffenen bemerkbar macht und sich – nach allem bisher verfügbaren Wissen – nach Abschluss der Pubertät nicht mehr grundlegend verändert.“
"Nicht mehr grundlegend" und "nach allem verfügbaren Wissen" sind also die wichtigen Punkt.

Auch die Ursachen der Pädophilie sind noch nicht sicher erforscht. Solange diese Ursachen nicht genau erforscht sind, kann sich die Therapie auch nicht noch viel mehr – wie gefordert – mit den Ursachen „der pädophilen Entwicklung“ auseinandersetzen. Das wäre unseriös und spekulativ.

Zu folgender Aussage: „[…] als wenn es den Projektteilnehmern nicht zugetraut wird, sich ihre Grenzen selbst in verantwortungsvoller Weise zu setzen, so wie bei erwachsenen Menschen eigentlich sein sollte. […]“ Dazu: Es geht in der Therapie in hohem Maße um persönliche Verantwortungsübernahme. Und damit auch um das Vertrauen in die Teilnehmer! 

Um die Therapieinhalte transparenter zu machen und vor allem die individuellen Erfahrungen der Teilnehmer einzubeziehen, haben wir  letzte Woche unter dem „Reiter“ „Innenansichten“ vier Blöcke mit Statements von Teilnehmern (natürlich anonymisiert) eingebaut. Diese sind auf der Website des Präventionsnetzwerks abrufbar. Auf der Website sind auch die Kontaktdaten für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit angegeben.

Viele Grüße
Jens Wagner
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Präventionsnetzwerk „Kein Täter werden“

Max:
Ich gehe deine Frage absatzweise an. Gleich zum ersten Absatz habe ich eine Gegenfrage: Worauf begründet sich dein Eindruck, die Berichterstattung werde durch das PPD beeinflusst?

Manual: Ich bin nicht sicher, wie ein Manual in einer Psychiotherapie gehandhabt wird. Meinem Verständnis nach stellt es sicher, dass man an jedem Standort des Netzwerks bei jeweils anderen Therapeuten als in Berlin trotzdem die gleiche Therapie in der gleichen Qualität und Fachkundigkeit geboten bekommt. Aber wie gesagt, das ist pures Halbwissen! Allerdings mag dies die Flexibilität der Therapeuten einschränken auf zusätzliche individuelle Probleme und Anliegen des Patienten einzugehen. Seit mit Gruppen- und Einzelsetting flexibler umgegangen wird kann ich nicht einschätzen ob das (schon damals nicht sehr relevante) Maß an Steifheit des Konzeptes nicht längst Geschichte ist.

Therapiedauer: Das Ende einer Psychotherapie heißt üblicherweise nicht „Thema für den Patienten abgeschlossen“. Ich selbst habe allein nach der Therapie noch zwei Jahre gebraucht um mit mir selbst soweit ins Reine zu kommen, dass ich mich mit meiner pädophilen Neigung akzeptieren konnte. Verhaltenstherapeutische Maßnahmen sind meinen Gesprächen mit Therapeuten zufolge eher als „Crashkurs“ gedacht als zur Begleitung bis man mit dem Thema fertig ist.
Ich bin auch hier kein Fachmann und kann nur mutmaßen, dass dies eher Verschulden des deutschen Gesundheitssystems als konzeptioneller Fehler des PPD ist, zumal sich erstens auch Vertreter des PPD schon zu genau dieser Unmöglichkeit Patienten länger zu betreuen kritisch geäußert haben und da zweitens dasselbe Problem bei anderen Verhaltenstherapien besteht.

Zur „Bevormundung“ hinsichtlich des Umgangs mit Kindern: Zuerst eine Gegenfrage: vergrößert es das Risiko eines Übergriffs, einem Patienten zu raten, Kontakte zu Kindern zu verringern oder zu meiden? Das lasse ich mal als Frage im Raum stehen. Ich denke, dass je nach den Umständen sowohl ein Nein als auch ein Ja berechtigte Antworten wären. Aber das führte jetzt zu weit.
Insgesamt ist das, was du sagst, genau auch mein Hauptkritikpunkt am Projekt. Dazu äußere ich mich ausführlich im abschließenden Kapitel meines Buches, dass hoffentlich im Laufe dieses Jahres noch herauskommen wird. Kurz, ich sehe das genauso und habe die Haltung, die meine Therapeuten vermittelten, auch als übertrieben repressiv erlebt. Frage an das PPD: Wurde das Konzept mittlerweile in diesem Punkt geändert? Ich habe dazu bisher nichts gehört.

Mit Alternativen zur Verhaltenstherapie habe ich keine Erfahrungen, daher kann ich dazu nichts sagen.

Wandelbarkeit sexueller Neigungen: Was gewisse Veränderungen im sexuellen Empfinden angeht bist du nicht der erste, der verblüfft oder irritiert über ähnliche Entwicklungen berichtet. Es läuft übrigens genau zu diesem Thema aktuell eine Diskussion im amerikanischen Virped-Forum. Deine Zweifel, wie fest eine sexuelle Neigung nach Abschluss der Pubertät wirklich liegt, teile ich. Allerdings habe ich unter allen mir bekannten Berichten über Schwankungen und Veränderungen des sexuellen Empfindens noch nie von jemandem gehört, der einstmals in einer ausführlichen Sexualanamnese als pädophil diagnostiziert wurde und später gar nicht mehr pädophil war. Demzufolge wäre genau das gegeben, was Prof. Beier regelmäßig betont: nach aktuellem Wissensstand nicht mehr grundsätzlich veränderbar.

Zu den Ursachen: Die Charité hat mir gegenüber noch nie ein rein gehirnorganisches Modell kommuniziert. Wie kommst du darauf? Stattdessen wurde immer mit der Formel „Bio-Psycho-sozial“ geantwortet, was meinem Verständnis nach nichts anderes heißt als „Es ist kompliziert, es lässt sich definitiv nicht auf einen dieser Bereiche festlegen und es wäre unverantwortlich genaueres zu mutmaßen.“ Dein Ansatz ist einer der für dich zutreffen könnte aber bestimmt nicht allgemein. Schließlich gibt es genug Pädophile, die eine tolle Kindheit hatten.

Forensiker:
Sehr geehrte Redaktion von SuH,

ich möchte nach der Lektüre der Beiträge von (Ex-)Marco im Gästebuch und unter Fragen&Antworten einen inhaltlichen Hinweis geben. Im Zusamenhang mit der für viele Betroffene wichtigen Frage nach einem wissensschaftlichen Entstehungsmodell gibt es m.E. aktuelle und interessante Entwicklungen.

Pädosexuelle Präferenz entwickelt sich nach bisherigem Erkenntnisstand nach den gleichen Gesetzmäßigkeiten wie die hetero- oder homosexuelle Präferenz. Allerdings gibt es bei pädosexueller Präferenz i.d.R. besondere und meist sehr ungünstige  Bedingungen in der sozialen Entwicklung, die vom Regelfall eines gesunden Kindes/Jugendlichen deutlich abweichen, und zwar um so deutlicher, je ausschließlicher  die später ausgeprägte pädosexuelle Präferenz ausfällt.

Ein gutes "bio-psycho-soziales" Modell stellt Prof. Banse (Uni Bonn) in den letzten Jahren mehrfach auf forensischen Fachtagungen und Kongressen vor, er betreibt dazu auch empirische Forschung. Einen ersten Überblick bietet ein Vortrag aus 2013, dessen Unterlagen unter folgendem Link als PDF-Datei abrufbar sind:
http://www.forensiktagung.ch/index.cfm?action=act_getfile&doc_id=100977&CFID=23479785&CFToken=b0b0572cd963769f-C0F92E3E-13D4-FEFB-5E8ACB1F7348BD2A

Interessant ist besonders der Abschnitt "3. Ursachen pädosexuellen Interesses"

Ich persönlich halte - auch vor dem Hintergrund meiner beruflichen Erfahrungen mit betroffenen Patienten im Maßregelvollzug - das vorgestellte Modell für ein sehr plausibles.

Interessant könnte ja für die betroffenen Leser Ihrer Seite ein Vergleich mit der eigenen Biografie sein.

Ansonsten erneut ein Lob an die Redaktion: gute Arbeit, weiter so!
Beste Grüße
Forensiker

NewMans Antwort folgt demnächst.
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aktualisiert: 15.03.2014