Montag, 22.10.2018

Fragen & Antworten
#3 - Therapie: Gab es für euch wichtigere und unwichtigere Anteile?

 

Jonas fragte am Mittwoch, den 12.10.2011:

Meine Frage richtet sich an alle pädophilen Männer die eine Therapie absolviert haben, oder sich noch in Einer befinden. Eine Therapie besteht ja immer aus verschieden Therapieteilen die insgesammt ja eine Therapie ausmachen. Welche Teile der Therapie hat euch am meisten geholfen oder verändert? Was war das Bewegenste an der Therapie? Ich habe nunmehr eine 9,5 jährige Intensivtherapie hinter mir und mache sie natürlich ambulant weiter. Mich hat die teilweise Aufarbeitung meiner Kindheitsgeschichte und die Tatsache das mir endlich einmal in meinem Leben jemand ernsthaft und wissbegierig zugehört hat, am meisten geholfen und verändert. Es gab auch Therapieteile die bei mir im prinzip nichts oder nur sehr wenig verändert haben. Wie war das bei euch? Was hat etwas gebracht und was nicht? Ziel ist es herauszufinden was an einer Therapie Sinn macht und was nicht, obwohl das sicherlich immer vom Proband selbst abhängig ist. Ich bin mir aber absolut sicher das es Therapieteile gibt die fast keinem etwas bringen und unnötige Zeitverschwendungen darstellen. Beste Grüße JONAS

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Ein Unkind: Hey, es gibt da einen vielleicht ganz interessanten Aspekt, den ich an dieser Stelle mal beisteuern möchte: Auch wenn ich (als Pädophiler) bisher noch nicht an einer "Pädo-spezifischen" Therapie teilgenommen habe, so liegen doch mittlerweile zusammengerechnet fünf Jahre traumazentrierte Psychotherapie hinter mir (als jemand, der genau genug weiß, wie beschissen sich "erwachsene" sexuelle Kontakte für ein Kind anfühlen). Innerhalb dieser diversen Trauma-Therapien habe ich meine eigenen pädophilen Neigungen nie offenbart. Da ich mir aber dennoch meiner pädophilen Persönlichkeit während all der Zeit immer schmerzlich bewusst war, habe ich gewissermaßen auf eigene Faust versucht, die gewonnenen Therapieerfahrungen auch für diese andere Störung irgendwie zu verwerten.<br/> Und es fand sich da tatsächlich so einiges, was mir auch im Umgang mit meiner gestörten Sexualpräferenz bis hierher immer ziemlich hilfreich erschien.

Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle die Arbeit mit Imaginationsübungen. Die fundamentalste Funktion dieser Übungen stellt innerhalb der Trauma-Therapie die aktive und bewusste Erzeugung von mentalem Gegengewicht zu belastenden und oftmals auch traumatischen Erinnerungen (Flashbacks / Intrusionen) dar.

Ich denke, dass die bewusste Kontrolle und der vorsorgliche/fürsorgliche Umgang mit der eigenen Phantasie, für Pädophile ein, wenn nicht sogar DAS wesentliche Element eines entschieden und überzeugt enthaltsamen Lebens ist. Schließlich geht es um nicht weniger, als darum, ein Leben lang alle pädophilen sexuellen Interessen, Begehren und Bedürfnisse vollständig auf die Phantasie-Ebene abzuschieben und sie dort auch zu belassen.

Abschließend möchte ich ein kleines persönliches Beispiel anbieten: Ich habe mir während meiner (noch andauernden) Therapiezeit in meiner Phantasiewelt bewusst ein magisches, kindliches, ungeschlechtliches(!) Wesen erschaffen. Wir können reden und Gedanken austauschen, können spielen oder uns umarmen und kuscheln. Sexuelle Dinge sind hierbei ausgeschlossen! Kurzum: Bei diesem kindlichen Wesen kann ich eine Nähe erleben, die ich in der Realität zu keinem Kind jemals haben werde. Das Wesen hat aber auch noch andere Aufgaben: Es zieht mich z.B. in Gedanken am Ärmel, wenn ein realer Kontakt zu einem Kind anfängt "grenzwertig" zu werden. Letztlich erlebe ich das als sehr hilfreich und wohltuend und in einem begrenzten Maße auch durchaus als heilsam.

Ein Unkind

 

Max: Ich fand insbesondere die Selbstbeobachtungsbögen und die Psychoedukation nützlich um die Neigung beherrschen zu lernen. Zu lernen, was meine Neigung ausmacht, wie sexuelle Anziehung funktioniert, hat meine komplette Wahrnehmung verändert. Und das Selbstbeobachtungstraining schärfte meine Sicht auf mein Gefühlsleben und die Handlungen von Kindern und anderen Menschen in meinem Umfeld. Es bezieht sich ja nicht nur auf die sexuelle Neigung, dass Menschen Heute im Alltag verlernen ihre eigenen Gefühle zu benennen oder Emotionen/Interpretationen vom realen Geschehen zu trennen. das beobachte ich in vielen vielen Lebensbereichen um mich herum immer wieder wie auch bei mir selbst. Meine Wahrnehmung von Kontaktsituationen zu Mädchen meiner Präferenz aber hat sich am meisten verändert.

Kaum geholfen hat mir die Betrachtung von Opferschicksalen, die ich zwar als schrecklich begriff, aber nicht nachvollziehen konnte. Das war auch kaum Thema in meiner Therapie. Ich habe es erst nach der Therapie zu begreifen gelernt, was Missbrauch mit einem Kind anstellt, als ich mich privat weiter mit Berichten von Opfern sexuellen Missbrauchs beschäftigt habe. Es fällt mir allerdings weiterhin schwer, das speziell auf meine eigenen Fantasien zu beziehen. Das schaffe ich verstandesmäßig aber gefühlsmäßig kann ich es noch immer nicht begreifen.

Als Zeitverschwendung würde ich persönlich allerdings keinen Teil meiner Therapie bezeichnen. Selbst die Fragebögen hatten ihre Wirkung auf mich, haben zunächst vor allem aufgewühlt dann später verdeutlicht, wie sich etwas veränderte.

aktualisiert: 21.02.2014